VOC Werte Innenräume
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Hallo Zusammen,
erstmal großes Lob an das AirQ-Team. Das Gerät liefert meiner Einschätzung nach seit Beginn gute Messwerte und reagiert sofort wenn ich z.B. Fenster öffne mit einem Ausschlag im Bereich Feinstaub etc.
Einziger Wert der aus der Reihe tanzt ist der VOC Wert. Gerade weil die anderen Werte plausibel erscheinen, liegt dieser z.B. nach vorgaben Umweltbundesamt zu hoch. Leider widersprechen sich die offiziellen Grenzwertangaben auch. Nach dem Umweltbundesamt ist ein Wert von 300 µg/m³ unbedenklich also ca. 150 ppb. Nach Angabe AirQ 150-400ppb. Tabelle unten hat wieder andere Werte:
In den Bereich 2 "Gut" komme ich eigentlich nur nach dem lüften. Wenn ich länger lüfte auch auf 0 ppb aber es steigt relativ schnell wieder.
Es ja auch immer die Frage ob der Wert in einem benutzen Raum oder in einem leeren Raum eingehalten werden muss/wird. Kochen/Waschen etc. lässt die Werte natürlich steigen.
Deswegen würde mich und vielleicht viele andere auch mal die durchschnittliche VOC Konzentration im Alltag bei anderen AirQ Nutzern interessieren. Ein Plausibilitätsvergleich im Alltagsbetrieb sozusagen. Anbei mal ein "typischer" VOC Verlauf über den Tag von mir:
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Hallo @chris,
wie ich schon öfters geschrieben haben, man kann aus einem VOC/TCOV-Wert nicht auf bedenkliche Luftqualität schließen, da VOC/TVOC Sammelbegriffe sind.
Ist ein VOC-Wert durch Formaldehyd gegeben, dann ist das schon in geringen Konzentrationen ungesund bis gefährlich, kommt er durch Rasierwasser, Parfüm oder Desinfektionsmittel zu Stande dann sind erhöhte Werte meist unbedenklich.Bei mir schwanken die VOC-Werte auch sehr stark. Meine Beobachtungen und daraus geschlossene Vermutungen (d.h. muss nicht unbedint stimmen):
Starker Anstieg der VOC-Werte morgens zwischen 7:00 und 8:00 hängen mit den Holzöfen in der Nachbarschaft zusammen, ebenso abends meist so nach 19:00. Besonderheit ist hier: lüfte ich zu dieser Zeit, dann steigt der Wert umso schneller und höher. In aller Regel steigen bei mir dann auch die PM-Werte. Besonders stark ist dieser Effekt bei Inversionswetterlage, die hier in Karlsruhe leider im Winter häufig auftritt.
Nächtlicher Anstieg der VOC-Werte, so scheint es mir, hängt mit Zimmerpflanzen zusammen. Zumindest waren die Anstiege geringer oder kaum sichtbar, wenn ich die Zimmerpflanzen aus meinem Büro entfernt habe.
Ich vermute auch stark einen Zusammenhang mit elektronischen Geräten, die anscheinend trotz Alter immer moch ausdünsten. -
Hallo @Micha,
vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Interessant ist das bei dir z.B. die VOC Werte beim lüften ansteigen. Bei mir fallen diese beim lüften egal zu welcher Tageszeit ausschließlich. Trotz vieler Holzheizungen in der Umgebung und steigendem PM-Wert. Den Ausschlag bei meinem Diagramm zwischen 07:00 und 08:00 Uhr konnte ich bisher noch nicht zuordnen. Eventuell die reine Anwesenheit von Personen (Frühstückszeit)
Das ist ja das unbefriedigende am TVOC-Wert. Man weiß nicht wie hoch der Anteil der schädlichen und unschädlichen Stoffe an der Summe ist. Von daher eben hier der Versurch durch einen Vergleich mehrerer AirQs und deren VOC Werten einen Durchschnittwert bzw. Verlauf im Alltag abzubilden. Dazu habe ich wenige praktische Untersuchungen gefunden. Der VOC Wert variiert natürlich je nach Nutzung und verwendeter Produkte. Da aber keiner zuhause eine Parfümerie/Desinfektionsmittelproduktion oder ähnliches haben dürfte, sollte sich ein gewisser Wert im normalen Alltagsbetrieb einpendeln mit gewissen Ausschlägen je nach individueller Nutzung. Wenn nun der eigene Wert dauerhaft höher liegt, sind wohl außergewöhnliche Quellen vorhanden und man sollte auf Suche gehen. So kann man zumindest halbwegs durch den TVOC Wert darauf schließen ob sich dieser in einem normalen oder außergewöhnlich hohem Bereich befindet. So wird meines Wissens nach auch der Grenzwert des Umweltbundesamtes gebildet. Bei einem TVOC Wert von unter 300 µg/m³ ist die Wahrscheinlichkeit das einzelne Summenwerte erhöht sind gering, da sich diese Summe schon fast durch die "normale" Hintergrundkonzentration einstellt.
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Hallo @chris
das Ansteigen der VOC-Werte (aber auch NO2 und PM) beim Lüften tritt insbesondere bei Inversionswetterlagen auf, das kann hier in Karlsruhe im Winter schon extrem werden. Auch in der offiziellen Messstelle steigen dann die NO2- und PM-Werte sehr deutlich. Aber sie messen dort kein VOC.
Man braucht nicht gleich eine Parfümerie/Desinfektionsmittelproduktion, desinfiziere Deine Hände und gehe zum air-Q, oder trage Rasierwasser auf und gehe zum air-Q. Dieser reagiert recht schnell. Ich habe sogar schon gemerkt, dass der vom air-q gemessene VOC-Wert hoch geht, wenn beim geöffneten Fenster eine stark parfümierte Person am Haus vorbei geht.
Sogar das Frühstück selbst könnte eine VOC-Quelle sein. Lege z.B. mal eine reife Banane neben den air-Q. Ich vermute stark (aber noch nicht selbst gemessen), dass andere Früchte und z.B. auch reife Käsesorten VOC emitieren.
Hunderte verschiedener chemischer Stoffe gehören zu den VOCs: siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Flüchtige_organische_Verbindungen oder https://wissenwiki.de/CAS-Nummern. -
Da die VOC-Werte eben so eine ungreifbare Größe sind würden mich die allgemein gemessenen Werte in Innenräumen zum Vergleich interessieren. Es gibt hier Beiträge wo im Innenraum dauerhaft Werte von 4000 ppb gemessen wurden. Das dürfte eindeutig sein das entweder eine Fehlmessung oder eine spezifische Quelle die Ursachen sind. Ich kann aktuell aber nicht einschätzen ob in einem "normalen" Haushalt dauerhaft Werte <150 ppb die Regel sind (was der Grenzwerte UBA wäre) oder wo sich diese eben einpendeln. Von daher würden mich die VOC-Erfahrungen/VOC-Werte anderer air-Q nutzer interessieren. Wenn die Vorgaben UBA für einen unbedenklichen VOC-Wert mehrheitlich überschritten werden, passt ja irgendetwas nicht zusammmen.
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Da kann ich gleich zwei sehr unterschiedliche Messreihen beisteuern. Bis September letzten Jahres stand der airQ in der Stadt in meinem Büro, recht nahe zu einer sehr verkehrsreichen Straße im 4.Stock. Gemessen habe ich:
Min: 88, Avg: 770, Std: 453, Max: 1.960
Alle höheren Werte, die ich genauer unter Lupe genommen habe, konnte ich zurückführen auf Parfüm, Desinfektion und älteres Obst.
Im September bin ich mit dem Büro umgezogen in mein privates Reihenhaus im DG. Dies steht in eher ländlicher Umgebung. Aber die Werte sind sehr deutlich gestiegen und schwanken deutlich mehr.
Min: 1027, Avg: 1.777, Std: 1.263, Max: 13.970
Das gesamte Inventar ist das Gleiche, daran können die hohen Werte nicht liegen. Geändert hat sich:
- Wände sind vor Einzug frisch gestrichen. Ich vermute dies als Ursache für die generell erhöhten Werte,
- Eine Zimmerpflanze (Kaffeestrauch): Hier vermute ich, dass sie zum einen auch zu einer generellen Erhöhung beiträgt und dass diese Pflanze nachts stärker ausdünstet. Bei Zeit und Gelegenheit werde ich diese Pflanze mal umtopfen (Fäulnis in der Erde -> VOC) und vorübergehend in einen anderen Raum stellen.
- In der Nachbarschaft wird vielfach mit Holzkaminen geheizt. Insbesondere bei Inversionswetterlagen, die wir hier Karlsruhe im Winter häufig haben, und je nach Windstärke und -richtung, trägt das beträchtlich zu hohen VOC-Werten bei, so meine starke Vermutung. Gerade wenn Abends so ca. 18:00 überall eingeheizt wird, kann ich das nicht nur beobachten sondern sogar deutlich riechen.
- Ein NAS, der vorher in einem separaten Raum stand, steht nun auch im Büro. Elektronische Geräte dünsten ja auch häufig aus. Allerdings ist das Gerät bereits über 6 Jahre alt, so dass ich nicht glaube, dass sich das erkennbar im VOC-Wert niederschlägt.
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Hallo @Micha,
vielen Dank für deinen Beitrag Das ist sehr interessant. Die Durchschnittswerte liegen folglich, wenn auch größtenteils begündbar, trotzdem deutlich über den Empfehlungen UBA von 150ppb bzw. wären nach obenstehender Tabelle in Kategorie 4 einzuordnen. Gibt es hier Nutzer deren durchschnittliche VOC Werte sich im Bereich 1 oder 2 (bis 220ppb) befinden? Wenn nicht wäre die Empfehlung des UBAs sehr irreführend bzw. frage ich mich auf welcher Grundlage diese erstellt wurde. Im Alltag scheint diese Vorgabe ja dann nicht haltbar?
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Am Montag habe ich den Kaffeestrauch mal umgetopft, seitdem sind die VOC-Werte signifikant gefallen
Vorher: Min: 1027, Avg: 1.777, Std: 1.263, Max: 13.970
Nachher: Min: 281, Avg: 1.096, Std: 834, Max: 6.377Auch wenn die neue Messreihe noch recht klein ist, man sieht deutlich wie diese Maßnahme geholfen hat, den VOC-Wert zu senken. Es scheint sich meine Vermutung zu bestätigen: Fäulnis in der Blumenerde und ev. an den Wurzeln führt zu VOC.
Auch interessant: Der Maximalwert mit 6.377 trat vor etwa einer Stunde auf. Ich beschäftige mich auch mit 3D-Druck und ich musste die Druckplatte reinigen. Dafür verwende ich u.a. Isopropylalkohol. Das gab sofort einen Peek.
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Hier ist noch ein interessanter Artikel vom Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/TVOC.pdf
Hier heißt in "Bewertung von TVOC-Konzentrationen":
[...] Wegen der Variabilität der Zusammensetzung des VOC-Spektrums und der daraus resultierenden Vielfalt möglicher Wirkungsendpunkte lassen sich keine abgesicherten Dosis-Wirkungs-Beziehungen angeben. TVOC-Konzentrationen eignen sich daher nicht als alleiniges Kriterium für eine gesundheitliche Bewertung, sondern sind vielmehr als Indikator für die Gesamtsituation und die eventuelle Notwendigkeit gezielter Einzelstoffbetrachtungen anzusehen. [...] -
Hallo Micha,
vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen. Ich konnte mittlerweile auch einige Quellen für größere Peaks herausfinden. Dazu gehören beispielsweise viele Haushaltsreiniger, Parfüm, Deo, Haarspray etc. Bei der Benutzung von Glasreiniger z.b. gab es einen Ausschlag von über 4000ppb (klar, Alkohol). Auch diverse Lebensmittel in der Küche wie z.B. Kaffeebohnen, reifendes Obst etc., führen zu einem Anstieg. Diese Peaks lassen sich meist zuordnen.
Ja den Bericht kenne ich. Im gleichen Bericht wird auch erwähnt, ich zitiere:„Der von Seifert [43] angegebene TVOC-Wert wurde weniger zur direkten gesundheitlichen Bewertung einer angetroffenen Situation, sondern vielmehr als Zielgröße konzipiert. Seine wesentliche Bedeutung liegt darin, dass durch ihn die durchschnittliche (und offensichtlich erreichbare) TVOC-Konzentration definiert wird, deren Überschreitung einen Hinweis auf das Vorhandensein zusätzlicher Quellen im Innenraum gibt.“
Und genau diese Grenze Interessiert mich. Wo liegt die durchschnittliche TVOC Konzentration, wenn es keine zusätzlichen/spezifischen im Innenraum Quellen gibt.
Dazu sagt der Bericht auch etwas, ich kann diese Werte aber nicht bestätigen:„Die TVOC-Konzentration bewegt sich im Mittel in der Größenordnung von einigen hundert μg/m3. Dies hat sich im Umwelt-Survey 1985/86 für deutsche Wohnungen gezeigt [13, 14] und ist auch durch eine Reihe von Studien im Ausland belegt (vgl. [15]).“
[..]
"Ziel sollte es sein, in Innenräumen im langzeitigen Mittel eine TVOC-Konzentration von 0,2 bis 0,3 mg/m3 zu erreichen bzw. nach Möglichkeit sogar zu unterschreiten"Von daher würde mich interessieren, was andere Nutzer als durchschnittliche Konzentration messen und ob sich dies mit den Untersuchungen deckt. Unsere beiden Werte liegen ja eher darüber. Das würde auf Quellen hindeuten die so bei "normaler" Konzentration nicht vorkommen sollten.